Nachkriegszeit

Nachkriegswirren

Aufzeichnungen von Gudrun Kranich

Am 27. April zogen die Russen von Seehausen kommend in Potzlow und Strehlow ein. Aus Angst vor Schändung nahmen sich einige Bewohner das Leben. Die Russen bzw. Serben und Polen nahmen sich ihre Kriegsbeute. Sie plünderten, raubten und schlachteten. Nach 1-2 Tagen kehrten die ersten Familien aus der näheren Umgebung mit ihren Habseligkeiten zurück. Sie besaßen nur noch, was sie auf dem Leibe hatten.

Die Kriegsgewinner machten sich über die Frauen her. Alte und auch Mädchen mußten daran glauben. Erschossen wurden Vetter Schramm und David Kassube. Verschleppt wurden Willy Tietz, Gutsbesitzer Gysae aus Strehlow, Max Bruch (Bürgermeister), Paul Amelang, Ernst Hollenberg, Gutsbesitzer Karbe flüchtete in Richtung Lübeck. Auf Befehl mussten die Frauen auf dem potzloer Friedhof ein Massengrab ausheben. Hier wurden 24 flämische Soldaten und Potzlower begraben.

Liebe Potzlower, wir suchen noch jemanden, der die Schrift übersetzen kann. Bitte mit Informationen an den Ortsvorsteher oder an den Mittelpunkt der Uckermark e.V. wenden.

Die Kommandantur befand sich im Wohnhaus de la Bareè. Auch die Gutshäuser wurden besetzt. Das Mobiliar wurde rausgeworfen. Das wird heute noch von Losungen in kyrillischer Schrift an einigen Wohnhäusern bezeugt (hier das Haus Dorfstraße 26 im Sommer 2004).
Anfang Juni wurde ein großes Siegerfest vorbereitet. Dazu wurde im Haus Mellenthin eine Schneiderstube eingerichtet. Aus dem ganzen Ort wurden dafür die Nähmaschinen zusammengeholt. Sämtliche auftreibbaren Fahnen und Turnhosen genäht. In der Wiese richtete man sich häuslich ein. Möbel, Schreibtische, Stühle, Sessel, Sofas, usw. schleppte man dort hin. Am See baute man große Stege und Tribünen aus Scheunentore. Zum Siegerfest wurden abermals viele Bewohner aus ihren Häusern gejagt. In Seehausen fand man für ein paar Wochen Unterschlupf.

Auf dem Vorwerk nahmen die Vergewaltigungen bis Anfang August kein Ende. Täglich zum Abend versteckten sich Frauen und Mädchen. Trotzdem wurden sie sehr oft aufgespürt. Fast alle Frauen waren geschwängert. Die Abtreibungen bezahlten sie fast mit ihrem Leben oder späteren seelischen Qualen. Durch Abzug der Roten Armee nach Prenzlau normalisierte sich das Leben in Potzlow und Strehlow wieder.

1945 Sommer: Trotz der scheinbar ausweglosen Situation ging das Leben weiter. Die dringende Aufgabe der Landbevölkerung war es, die Ernte zu sichern. Die Kartoffeln wurden noch im Mai bis Juni gepflanzt. Wilhelm Schulz wurde als Bürgermeister von der Sowjetischen Kommandatur eingesetzt, um die Leitung zu übernehmen. Auf dem Strehlower Gut (Bild unten: Der ehemalige Quastenbergs Hof/ Strehlower-Hof, der dann 1980 abgerissen wurde) wurde der Bauer Erich Schwedesky dafür eingesetzt. Obwohl die Bodenreform schon mit der Aufteilung des Bodens begann, wurde die Herbstaussaat noch gemeinschaftlich durchgeführt. Die Viehbestände waren 1945 stark dezimiert.

Am 29. Juli 1945 gab es in der Gemiende 36 Pferde, 82 Milchkühe, 19 Schweine. Fast das gesamte Geflügel war abgeschlachtet. Potzlow und Strehlow hat um diese Zeit 715 Einwohner. Durch Vertriebene und Umsiedler steigerte sich diese Zahl schnell.

Am 11. Juni 1945 trat die KPD mit einem Aufruf an die Öffentlichkeit, das gesamte Vermögen der Nazibonzen und Kriegsverbrecher in die Hände des Volkes zu übergeben, ebenfalls die Liquidierung des Großgrundbesitzes der Junker, Fürsten, Grafen und der großen Güter. Anfang September wurde das Gesetz für die Durchführung der Bodenreformation erlassen. Die Leitung dafür lag in den Kreis- und Gemeindeverwaltungen. Mitte September wurde auch in unserer Gemeinde eine Kommission gebildet. 7 Mitglieder gehörten dazu: die Landarbeiter Paul Wicher, August Kielmann, Otto Klewe, Fritz Klarmann und Wilhelm Holz, der Bauer Ferdinand Hensel und der ehemalige Vorchnitter Bernhard Stelter. Vom 9.-16. Oktober 1945 war die Gemeindekommission in Templin bestätigt und begann mit der Aufteilung.

Die Domäne Potzlow hatte eine Gesamtfläche von 729 ha; davon waren: 346 ha Ackerfläche, 135 ha Wiesen und Weiden, 213 ha Wasserfläche, 5 ha Unland. Das Rittergut Strehlow, das am 24.09. 1945 enteignet wurde, hatte eine Gesamtfläche von 850 ha. Davon waren: 621 ha Ackerland, 185 ha Wiesen und Weiden, 6 ha Holzungen, 25 ha Wasserfläche, 5 ha Ödland. Die LNF beider Güter betrug 1290 ha. Diese wurde im Zuge der Bodenreform an ehemalig Gutsarbeiter, Umsiedler und landarme Bauern verteilt. Durch Urkunden wurde allen neuen landbesitzern diese am 1. Februar 1946 bestätigt.

Am 10. Oktober 1945 wurde in der Gemeinde der Schulunterricht aufgenommen. Laut Sowjetischer Militärverwaltung begann man damit schon im Land am 1. Oktober. In unserer Gemeinde war das leider nicht möglich, da viele Kinder an Typhus erkrankt waren. Im Herbst befanden sich in unsere Gemeinde 120 schulpflichtige Kinder. In der alten Schule in Strehlow, mit nur einem Klassenraum, waren Flüchtlinge untergebracht. Die potzlower Schule war auch durch den Krieg beschädigt. Der damalige Bürgermeister Wilhelm Schulz ordnete an, die Schule im Pfarrhaus einzurichten. Bald darauf mussten die Schüler ins ehemalige Gutshaus der Domäne umziehen, da es von der Kirchensynode Potsdam Schwierigkeiten gab, weil das Pfarrhaus nicht gemeindeeigen war. Anfangs mangelte es an Lehrkräften.

1946 Februar – 242 Umsiedler (50 Familien) kommen in die Gemeinde – darunter die Familie Trettin, hier auf einem Bild von 1958. 12 Familien sind aus der Lodzer Gegend. Man began sein Haus und die Wirtschaftsgebäude auf seinem Land zu bauen. So entstand der Ausbau zu Potzlow, vor Pinnow, die Häuser in Richtung Vorwerk, Vorwerk selbst, die Häuser entlang der Prenzlauer Chaussee, zwei Häuser auf dem Abbau, sowie einige sogenannte „Blitzbauten“ in Potzlow. Die Flächen wurden vorher abgesteckt und verlost, so dass kein Betrug enstehen konnte. Die durch die demokratische Bodenreform enteigneten Gebäude und Stallungen wurden zum größten Teil an die gegenseitige Bauernhilfe Potzlow übergeben. Das Komitee wurde im Herbst gegründet.

1946: Die Bevölkerungsanzahl ist auf 958 angewachsen. Die Kredite, die man den Neubauern gewährte, wurden auf 50 Jahre velängert und die Landesregierung übernahm die volle Bürgschaft für diese Kredite. Durchschnittlich hatte jeder Bauherr in der Gemeinde 4.000 DM Kredit in Anspruch genommen. Im Jahre 1950 wurde fast ein Drittel der Baukredite vom Arbeiter- und Bauernstaat den Bauern erlassen. Aus dem Komiee der gegenseitigen Bauernhilfe wurde die VdgB gebildet, die auf dem Lande zu einer Massenorganisation geworden ist. 1946/47 sehr kalter Winter, mit Frösten unter –20°C. 1947: Die Arbeitstätigkeit der Feuerwehr wird wieder ins Leben gerufen.

1948: In der Gemeinde Potzlow/Strehlow gibt es 154 Neusiedler und 43 Altbauern. Die Einwohnerzahl beträgt 1073. man war sich einig, an den Wochenenden etwas für die Freizeit der Jugend zu tun. Zwischen Potzlow und Strehlow wurde ein Fußballspiel ausgetragen.

1949: Die gebildete Mannschaft beging ihr erstes Spiel am 1.Mai 1949 gegen Suckow. Das war auch gleichzeitig die Gründung von BSG „Traktor Potzlow“. Diese Sportgemeinschaft – hier ein Bild vermutlich aus den frühen 50ern – bestand bis 1954 aus einer Mannschaft.