Mittelalter

Das Geschenk des Herzogs

Das kleine Städtchen Potzlow wird zuerst 1239 erwähnt. Der Herzog von Pommern schenkte dem Zisterzienser-Kloster Walkenried ein Stück Land, um ein neues Dorf anzulegen. Das Land grenzte an Potzlow und so wurde unser Ort das erste Mal in einer Urkunde erwähnt. Das im südlichen Harz liegende Kloster Walkenried war eine der reichsten Zisterzienserabteien Deutschlands. Die Herzogsfamilie von Pommer hatte 1172 die Uckermark erworben und so gehörte auch Potzlow zu ihrem Besitz

Potzlow lag an einer Fernstraße und war Teil eines Netzes, das die Hochflächen der Mittleren Uckermark miteinander verband. Es waren die Markgrafen Otto und Konrad, die die Einwohner Potzlows 1288 zu Bürgern ernannten und gleichzeitig Potzlow zur Stadt. 17 Jahre später, im Jahre 1305, erhob Markgraf Waldemar aus Gefälligkeit gegenüber dem Herrn von Potzlow, dem Ritter Bertram von Beentz, den Ort zur Marktstadt. Ein Ritter stellte das Zwischenglied zwischen den Landesherrn und den Siedlern da, für die er als Schutzperson diente.

Das war die Zeit, von der an Potzlow Märkte abhalten durfte und die Stadt ihren steinernen Roland erhielt, über den die Einwohner die unten folgende Sage erzählen.

Das Wappen im Bild schmückte übrigens die Einladung zur 750-Jahr-Feier Potzlows am 29. und 30 Juni 1989.

Des Rolands Schicksal

Als 1305 Markgraf Waldemar die Stadt Potzlow zur Marktstadt ernannte, bekam sie einen steinernen Roland, wie jede Marktstadt. Der Roland war damals das Zeichen für das Marktrecht. Die Nachbarstadt Prenzlau hatte zuvor das alleinige Marktrecht gehabt.

Die Prenzlauer waren daher mit der Situation gar nicht zufrieden, weil sie sich nun das Marktrecht mit Potzlow teilen mussten. Außerdem packte sie der Neid wegen dem schönen neuen Roland der Potzlower. Die Potzlower bemerkten den Neid der Prenzlauer auf ihren Roland und waren daher besonders vorsichtig. Sie stellten tagsüber Wachen auf, damit niemand ihn rauben konnte – mit der List der Prenzlauer rechneten sie jedoch nicht: Die kamen des Nachts und stibizten ihnen den Roland unter der Nase weg.

Die Prenzlauer wickelten Stroh um die Räder ihres Wagens und banden Lappen um die Hufe ihrer Pferde. Dadurch waren sie so leise, dass die Potzlower sie nicht hörten. So fuhren sie klammheimlich und lautlos mit dem steinernen Roland davon, in der Hoffnung, die Potzlower in ihrer Ehre als Marktstadt gekränkt zu haben.

1871 wurden bei Ausgrabungen Reste eines steinernen Rolands gefunden, die eventuell das Gerücht bestätigen, dass die Prenzlauer ihn gestohlen und in der Nähe Potzlows vergraben hatten. Es wird im Weiteren erzählt, dass die Prenzlauer auch den Rheinsberger Roland gestohlen haben sollen. Durch den Diebstahl der Prenzlauer hatten die Potzlower keinen Roland mehr, er sollte jedoch nicht der letzte in Potzlow gewesen sein.

Das Bild zeigt den Roland in einer sehr beschädigten Aufnahme von 1945.

Bestohlen, aber nicht entehrt

Die Potzlower errichteten 1727 einen neuen Roland. Er bestand aus einem einfachem Holzblock, mit zwei Armen und einem grob angedeuteten Kopf. Dieser war nicht wie sein Vorgänger aus Stein sondern aus Holz, faulte darum nach und nach am unteren Ende weg.

Wann immer er umfiel, schnitten die Potzlower das faule untere Ende ab. Er wurde dadurch so kurz, dass der ausgestreckte Arm den Boden berührte. Daher wurde die Statue 1898 restauriert und auf einen steinernen Sockel gestellt.

1991 ersetzten die Potzlower Bürger den alten Roland durch eine neue Statue. Dieser neue Roland steht auf Marktplazt, streckt den einen Arm von sich und hält in der anderen Hand ein Marktschwert. Der alte hölzerne Roland steht heute im Turm der Kirche Potzlows.

Auf dem Bild sieht man den Roland so, wie er heute den Marktplatz schmückt.

Die erste Kirche

Im 15. Jahrhundert wurde in Potzlow eine Kirche erbaut. Im siebenjährigen Krieg (1756-1763) brannten die Schweden diesen ersten Feldsteinbau 1760 ab. Er wurde 1880 im sogenannten „Uckermärkischen Barock“ erneuert.

Heute erstrahlt die Kirche nach mehreren Restaurationen in neuem Glanz. Eine von dem berühmten Wilhelm Remler Mitte des 19. Jahrhunderts gebaute Orgel erklingt in den Messen. Remler spielte eine große Rolle im märkischen Landorgelbau und lebte von 1824 bis 1896.

Im Kirchturm befinden sich zwei Glocken mit den Aufschriften.
die kleine, handbetriebenen Glocke:

Niemand hat größere Liebe, denn die, dass er sein Leben lässt für seine Freunde. Joh 15,13 / Den Gefallenen von 1914 – 18 zum Gedächtnis -den Lebenden zur Mahnung / 1927

die große, mit Motor angetriebenen Glocke:

Aus der Tiefe rufe ich, Herr, zu dir. / Ps 130,1 / 1927 / Kriegssturm warf mich vom Turm. / Fried ohne Freud hat mich erneut. / In Schmach und Not bleibst du doch Gott. / Steh uns bei, Herr, mach uns frei.

An der Nordwand ist ein Ölbild vom Pfarrer Johann Simon Rose, der 1748 starb, zu finden.

Potzlows Ländereien

Die Länderreien von Potzlow wurden seit der Ernennung zur Marktstadt mehr und mehr aufgeteilt. Dem Kloster Seehausen, das sich wenige Kilometer von Potzlow befindet, gehörten im 16. Jahrhundert durch Kauf fast alle der 74 Hufen Potzlows. Eine Hufe beträgt etwa 20 Morgen. Dies hatte für die Bürger Potzlows immerhin den Vorteil, das das Kloster der Marktstadt aus einer Agrarkrise verhalf. Diese war zustande gekommen als 1359 der Junker von Luscow den Potzlower Bürgern das Gewässer-, Rohr-, Gras- und Weiderecht auf seinem Land streitig machte. Wenig später verkaufte er sein Land an das Kloster Seehausen, das den Potzlowern ihre Rechte zurück gab.

Pferde waren auch damals wichtig in der Landwirtschaft; das Bild von 1953 zeigt allerdings die Neusiedler Eckhard Gollin und Hans Fleeder bei der Arbeit.

Das neue Kirchensystem

Im Jahre 1539 setzte sich die Kirchenreformation in der Uckermark durch. Der Kirchenbesitz gehörte in den vorherigen Jahrhunderten dem Bischof, der zur jener Zeit im Amt war. Unter ihm waren alle Kirchen gleich.

Durch die Kirchenreformation wurde der Kirchenbesitz der Region Uckermark zentralisiert. Das hieß, dass die Kirchen der Gemeinden in Mutterkirchen (mater) und den darunter stehenden Tochterkirchen (filia) eingeteilt wurden. Die Mutterkirche wurde von einem Pfarrherrn geleitet, dem auch einige Tochterkirchen unterstanden.

Im 18. Jahrhundert war die Potzlower Kirche Mutterkirche der Strehlower Kirche. Zudem ging das Gebiet Uckermark bei der Kirchenreformation an den Kurfürsten. Das bedeutete, dass die Potzlower ihm das Kirchenlehn und die Zinsen zahlten.

Der Kurfürst verschaffte den Bürgern Potzlows das Recht in Potzlows Umgebung zu fischen und Bäume abzuholzen. Zu dieser Umgebung gehörte das Els-Holz, der Krumme-See, der Silbersee, der Schwarzensee, der Potzlowsee, der Ferkwitzsee und der Pinnowsee.

Außerdem erhielten die Einwohner Zollfreiheit zur Nachbarsstadt Prenzlau und allen weiteren landesherrliche Zollstädten. Trotzdessen wurde in dieser Zeit von dem Marktrecht kein Gebrauch mehr gemacht, da dies durch einen vorrübergehend schlechten Zustand Potzlows nicht mehr möglich war.

Kriegsfolgen

Im Siebenjährigen Krieg hatten die Schweden Herden von Kühen und Schafen durch die Dörfer und Städte getrieben, so auch in Potzlow. Diese Aktion verfehlte seine Wirkung nicht, da die Tiere ein Feld der Verwüstung hinterließen. Das gleiche Bild bot die Uckermark im Dreißigjährigen Krieg (1618 – 1648), wo durchreisende Truppen in der neutralen Uckermark großen Schaden verursacht hatten. Der schlechte Zustand Potzlows nach dem Siebenjährigen Krieg hielt jedoch nicht lange an. Mit der finanziellen Hilfe des Herrn von Wedel bauten die Einwohner Potzlows die Stadt wieder auf.

Das Kriegerdenkmal, das heute in Potzlow steht, erinnert an die Gefallenen des Ersten Weltkriegs. Es wurde 1991 wieder aufgebaut, nachdem der russische Kommandant es 1945 demnontieren ließ.

Neue Nachbarn

Zum Ende des 17. Jahrhunderts siedelten sich Hugenotten, französische Flüchtlinge in der Uckermark und so auch in Potzlow an. Diese suchten, wegen religiöser Verfolgung in Frankreich, in Preußen eine neue Heimat. Die Politik war durch Friedrich den Großen anderen Religionsgruppen gegenüber sehr tolerant. Die Hugenotten bekamen Land zugeteilt und der Pfarrer stellte den Flüchtlingen 1689 die Kirche gelegentlich für Messen zur Verfügung. So wurden die Hugenotten in Potzlow akzeptiert und toleriert, konnte sie sich jedoch erst im 18. Jahrhundert in die Gemeinde intigrieren.

Die Jungs im Bild sind allerdings keine Hugenotten: Es sind (v.l.n.r.) Helmut Weidemeier, Ulrich Schulz, Heinz Nantke, Helmut Ruthenberg auf einem Bild von 1946. Sie leben zum Teil heute (Anfang 2005) noch in Potzlow.