Drittes Reich

1945 in Potzlow

Berichte Potzlower Einwohner, gesammelt von Gudrun Kranich

Von Januar 1945 zogen Wehrmachtkolonnen durch das Dorf. Einige machten in Potzlow Station, andere waren nur dem Durchzug. Ab Februar wurde die Schule von Funkern besetzt. Der Schuluntericht für die Kinder war damit auf Hernst beendet. Das war der Grund, dass viele Kinder ohne Schulabschluss waren. Der Lehrer war schon 1941 eingezogen worden. So lange unterrichteten Lehrerinnen.

Am 19.04.1945 fiel die erste Bombe. Am 20.04.1945 wurde der Zaun zwischen Kaufmann, Düsing und Stall vom Gut entfernt. Wehrmachtsautos fuhren durch und bauten Geschütze auf. Sie verloren Munition. Nach Aussagen der alten Frau Düsing war es eine Bombe oder Mine. Kinder der Familie Schulz, Christel und Dieter und der Familie Hensel (Horst) 11-12 Jahre, spielten damit; um 11:00 Uhr Vormittags explodierte diese. Es gab eine furchtbare Detonation. Die Kinder wurden auseinandergerissen. Körperteile flogen meterweit durch die Luft bis in die Bäume. Fenster in der Umgebung zerrissen und Häuser bekamen Risse. Herr Wegert, Opa der Kinder, nahm eine Wanne und sammelte die Körperteile der Kinder zusammen. Da er Tischler war, standen Särge zur Verfügung. Am 23.04.1945 beerdigte Pfarrer Heintzeler die Kinder. Nachdem verließ dieser Pfarrer Potzlow.

Am 20. April wurde Potzlow bombardiert. Von Sprengbomben wurde die Kirche in Strehlow getroffen.

Am 26. April brannte das halbe Dorf, durch Phosphorgeschosse von Tieffliegern. Der Schaf- und Schweinestall des Gutes Potzlow brannte nieder. Viele große Bombenkrater befanden sich auf Äcker und in den Gärten.

Am 26. April wurde Potzlow zur Front erklärt und die Einwohner wurden von der SS aufgefordert, das Dorf zu verlassen. Im ganzen Ort und über den Werderberg waren Schützengräben gezogen. Hier befand sich auch die Front, zwischen Potzlow und Strehlow. Die meisten Potzlkower und Strehlower flohen. Viele gingen auf großen Treck ins Mecklenburgische, andere in die nähere Umgebung, Stierberg, Plötzensee (Schlucht) und Heubruch. Nur wenige Leute blieben im Ort.

Auf dem Bild: Der sogenannte Hitlerstein auf dem Dorfplatz, vermutlich in einer Aufnahme vor 1945.

Liebe Potzlower, wir suchen noch Informationen über die Zeit zwischen 1939 und 1945. Bitte mit Informationen an den Ortsvorsteher oder an Mittelpunkt der Uckermark e.V..